Blinddarmentzündung – Ab wann muss ich zum Arzt?
Die Blinddarmentzündung ist keine Krankheit, die man unterschätzen sollte. Sobald man verdächtige Symptome hat, sollte man unverzüglich zum Arzt oder ins Krankenhaus. Wird die Blinddarmentzündung nicht so schnell wie möglich behandelt, können die Auswirkungen im schlimmsten Fall zum Tod führen. Deshalb möchte ich aufzeigen, was eine Blinddarmentzündung ist und wie man damit umzugehen hat.
Blinddarmentzündung oder auch Appendizitis
Der Begriff Blinddarmentzündung kommt eigentlich aus dem Volksmund und beschreibt viel mehr die Appendizitis. Das Problem liegt darin, dass bei der Entzündung nicht der gesamte Blinddarm entzündet ist. Vielmehr ist es ein Wurmfortsatz (Appendix), der ein ca. 4-5 cm langes Säckchen am Ende des Dickdarmes darstellt. Der Durchmesser dieses Wurmfortsatzes beträgt ca. einen Zentimeter.
Zu Beginn muss gesagt werden, dass es sich bei der Appendizitis um einen akuten chirurgischen Notfall handelt. Findet man bei sich Symptome auf, die auf eine Blinddarmentzündung hinweisen, sollte man sich umgehend zum Arzt oder ins Krankenhaus begeben. Mit einer Anzahl von 100 Fällen auf 100.000 Einwohner pro Jahr, ist die Blinddarmentzündung eine der häufigsten Gründe, warum Patienten im Krankenhaus operiert werden. Zwar gibt es theoretisch Möglichkeiten, ohne eine Operation zu behandeln, allerdings ist eine OP normalerweise unumgänglich. Unbehandelt führt die Erkrankung in fast allen Fällen zum Tode.
Am häufigsten tritt die Blinddarmentzündung im Teenageralter auf. Aber auch im fortgeschrittenen Alter kann eine Appendizitis auftreten. Auffallend ist, dass die Entzündung häufig dann auftritt, wenn vorab eine Zeit lang sehr viel gegessen wird. Daher treten viele Blinddarmentzündungen in bzw. kurz nach der Weihnachtszeit auf.
Ganz genau weiß man nicht, welche Funktion der Appendix hat. Er spielt auf jeden Fall eine Rolle bei der lokalen Immunabwehr und bietet ein Reservoir für unsere Mikrobiome. Diese Mikrobiome sind gute Bakterien, die wir für eine funktionierende Verdauung brauchen. Auch der Grund für die Entzündung des Wurmfortsatzes ist aktuell noch unklar. Man geht davon aus, dass die Entzündung durch Traumata, Parasitenerkrankungen oder Verstopfungen des Blinddarms durch Kotsteine (verhärteter Kot) hervorgerufen wird.
Auf diese Symptome sollte geachtet werden
Es gibt keine exakt spezifischen Symptome für eine Blinddarmentzündung. Die Betroffenen klagen über unspezifische Beschwerden. Allerdings treten gewisse Symptome ziemlich häufig auf. Vor allem Beschwerden wie Durchfall, Appetitlosigkeit und Schmerzen um den Bauchnabel herum sind keine Seltenheit. Auffällig ist aber das Fieber. Misst man beim Patienten einmal unter den Achseln und einmal im After, ist die Temperatur im After häufig ca. 1 Grad höher als unter den Achseln. Dies ist eine typische Auffälligkeit bei einer bestehenden Blinddarmentzündung. Das Fieber steigt insgesamt auf bis zu 39 Grad. Höheres Fieber kommt eher selten vor.
Die Schmerzen um den Bauchnabel herum sind meistens sehr unangenehm und wandern ein paar Stunden nach der entstandenen Entzündung in den rechten Unterbauch. Dort befindet sich die entzündete Stelle am Blinddarm. Durch die Schmerzen an genau dieser Stelle fällt auch das Gehen immer schwerer, da die Schmerzen extrem unangenehm sind.
Feststellung und Behandlung einer Blinddarmentzündung
Findet man diese Symptome bei sich und hat sich zum Arzt oder ins Krankenhaus begeben, beginnt die Feststellung der Entzündung. Zu Beginn wird zunächst das Blut des Patienten abgenommen und auf Entzündungsanzeichen überprüft. Diese Entzündungsanzeichen können beispielsweise die weißen Blutkörperchen und das C-reaktive Protein (CRP) sein. Allerdings können auch labormedizinische Befunde ausbleiben, weswegen die Feststellung anders durchgeführt werden muss. Der behandelnde Arzt tastet den unteren Bauch des Patienten ab und achtet dabei auf das Schmerzempfinden an bestimmten Stellen. Dabei kann sowohl beim Drücken auf den rechten Unterbauch ein Schmerz empfunden werden, aber auch beim Lösen des Drucks. Auch beim Anheben des rechten Beines aus der liegenden Position klagen die betroffenen Patienten über starke Schmerzen. Eine weitere „Übung“ ist das Hüpfen auf dem rechten Beim. Können die Patienten nicht mehr ohne Probleme auf dem rechten Bein hüpfen, kann dies ein Anzeichen für eine Entzündung sein.
Eine Ausnahme besteht bei jungen Frauen, da diese Symptome gynäkologischer Natur sein können. Daher werden junge Patientinnen häufig zuerst von einem Gynäkologen untersucht.
Minimalinvasive Blinddarmoperation – Quelle: W&B/Ulrike Möhle
Besteht nach dieser Feststellung ein Verdacht auf eine Blinddarmentzündung, wird umgehend eine Operation empfohlen. Für eine Operation kommen zwei verschiedene Varianten in Frage. Die häufiger angewandte Variante ist die minimalinvasive Blinddarmoperation. Hierbei werden drei kleine Schnitte am Bauch gesetzt. Diese Schnitte werden für eine Zange, ein Verödungsinstrument und die Kamera mit Beleuchtung verwendet. So kann der entzündete Wurmfortsatz einfach und schnell abgetrennt werden. Die Operation dauert in der Regel ca. 20 Minuten.
So geht es nach der Blinddarmoperation weiter
Nach der Operation können die Patienten meistens schon am Abend wieder Trinken und am nächsten Tag wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Nach ca. 4-5 Tagen können die Patienten wieder nach Hause und werden insgesamt für ca. 2-3 Wochen krankgeschrieben. Bei der Operation kann es sein, dass die Schnitte mit Fäden genäht werden, die nach ein paar Tagen ambulant entfernt werden müssen. Häufig werden aber sich selbst auflösende Fäden verwendet.
Wenn Sie also Schmerzen um den Bauchnabel oder im rechten Unterbauch haben, suchen Sie bitte sofort einen Arzt oder ein Krankenhaus auf.