Was passiert bei einer Invagination?
-Dr. Eduard Karsten klärt auf!
Das passiert bei einer Invagination
Immer wieder passiert es, dass Patienten zu uns kommen, die von einer Invagination betroffen sind. Jedoch wissen sie häufig nicht, dass es sich bei ihren Symptome um genau dieses Krankheitsbild handelt. Die Invagination stellt eine in die Längsachse erfolgte Einstülpung des Darmes in den darunterliegenden Teil des Darmes dar. Dieses Bild kommt bei fast jeden Darm vor, jedoch können im unteren Teil des Darmes bestimmte Symptome auftreten, die eine proktologische Behandlung nach sich ziehen.
Die Invagination ist eine der vielen Gründe für eine Stuhlentleerungsstörung. Damit diese Invagination allerdings entsteht, muss eine Bindegewebsschwäche vorliegen, die mit einer chronischen, über Jahrzehnte bestehenden Obstipation einhergeht. Im Laufe der Zeit wird das Gewebe dadurch schwächer, der Patient beginnt zu pressen und die Invagination entsteht. Man kann sich diesen Vorgang ähnlich wie beim Ausziehen einer Jacke vorstellen. Wenn sie diese Jacke zu schnell ausziehen, bleiben sie im Ärmel stecken und kommen nicht mehr voran. Ähnlich passiert es auch mit dem betroffenen Abschnitt des Darmes.
Die Symptomatik einer Invagination
Die Symptome bei einer Invagination sind sehr verschieden, aber bestimmte Symptome treten besonders häufig auf. Bei der Entleerung wird der Stuhlgang häufig blockiert. Auch über ein Druckgefühl klagen die Patienten häufig. Dazu kommen dann noch häufige Schmerzen während und nach dem Toilettengang, aber auch bei Belastungen wie beim Laufen oder Gehen. Auch kommt es immer wieder vor, dass gewisse Inkontinenzsymptome auftreten. Dabei entweichen immer wieder ungewollt Darmgase und manchmal auch Stuhlgang, was den Alltag der Patienten sehr schwierig macht. Durch die Reizungen und das Anschwellen der Schleimhaut kann es auch häufig zu Blutungen und Schleimabgängen kommen.
Bestehen diese Arten von Symptomen, muss wie bei vielen proktologischen Vorkommnissen ein Darmkrebs unbedingt ausgeschlossen werden. Entsteht ein Tumor an genau dieser Stelle des Darmes, entstehen exakt dieselben Symptome wie bei einer Invagination. Daher ist eine Darmspiegelung unumgänglich.
Generell sind von dem Krankheitsbild eher Frauen betroffen. Daher sollte neben der allgemeinen proktologischen Untersuchung auch eine gynäkologische Untersuchung durchgeführt werden, um die Ursache in diesen Bereichen zu finden bzw. ausschließen zu können. Neben der allgemeinen proktologischen Behandlung werden die Patienten von uns auch ernährungstechnisch beraten. Starkes Pressen muss bei einer Invagination verhindert werden. Daher ist es wichtig, dass durch eine Ernährungsumstellung ein weicher und gleitfähiger Stuhl entsteht.
Um die Invagination wirklich zu behandeln, ist das Beckenbodentraining in Form des Biofeedbacktrainings sehr zu empfehlen. Hierbei lernen die Patienten die Muskeln nicht nur kontrolliert anzuspannen, sondern auch beim Entleeren zu lockern. In über 50 Prozent der Fälle hatten die Patienten nach diesem Training sehr schnelle und deutliche Besserungen der Symptome.
Die operative Behandlung
Wenn die konservativen Methoden allerdings nicht anschlagen, ist es unumgänglich, dass die Patienten operiert werden. Dabei wird vom After oder Bauch her die überschüssige Schleimhaut gerafft und weiter oben fixiert. Dadurch kann sie nicht mehr in die betroffenen Bereiche rutschen. Leider weisen die Operationen nicht immer die erwünschten Ergebnisse auf. Häufig haben die Patienten nach der Operation noch mehr Beschwerden als vorher. Zum aktuellen Zeitpunkt kann der Erfolg einer Operation leider nicht vorhergesehen werden.
Bevor die Patienten operiert werden, müssen sie allerdings zunächst in einem interdisziplinären Beckenbodenzentrum vorgestellt und untersucht werden. Dort kann sowohl gynäkologisch als auch proktologisch genauer untersucht werden und sich für eine passende Operationsmethode entschieden werden.
Sind sie oder eine bekannte Person von solchen Symptomen und Beschwerden betroffen, so lassen sie sich unbedingt untersuchen!
Auf meinem YouTube Kanal finden sie auch ein Video zum Thema Beckenbodendyssynergie. Ich würde mich freuen, wenn sie auch dort einmal vorbeischauen würden.