Was ist eine Enterozele? – Dr. Eduard Karsten erklärt | Darmpraxis Wuppertal

Was ist eine Enterozele?

-Dr. Eduard Karsten klärt auf!

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Neben der Rektozele, die ich bereits in einem Beitrag erklärt habe, tritt auch die Enterozele sehr häufig auf. Hierbei handelt es sich um das Vorstülpen, den Vorfall oder den Bruch von Darmanteilen im unteren Bauchraum oder ins kleine Becken. Bei größeren Enterozelen spricht man vom sogenannten Sackgassenphänomen. Welche Ursachen es für eine Enterozele gibt, welche Symptome auftreten und wie man diese behandeln kann, werde ich in diesem Beitrag erklären.

Das ist die Enterozele

Von der Enterozele sind vor allem Frauen betroffen. Auffällig ist hier, dass es vor allem die weiblichen Patienten trifft, bei denen zuvor die Gebärmutter entfernt wurde. Dadurch entstand ein großer Freiraum im inneren des Körpers, wodurch solche Krankheitsbilder auftreten können. Bei Männern ist diese Enterozele nahezu unbekannt.

Eine Enterozele tritt wie folgt auf. Während die Patientin bei Stuhlgang presst, gehen Dünndarmanteile wie ein Stempel auf den Mastdarm und drücken diesen ab. Dadurch entsteht eine Blockade, wodurch die Entleerung des Darms nahezu unmöglich ist. Diese Enterozele tritt häufiger auf, als man denkt. Jedoch verschweigen viele Patientinnen diese Probleme, da sie sich wie viele Menschen bei proktologischen Themen schämen. Dies ist aber nicht nötig. Bei manchen Krankheiten ist es extrem wichtig, dass diese medizinisch behandelt werden, da in manchen Fällen auch Darmkrebs eine Ursache für solche Symptome sein kann.

Die Symptome

Kommen wir daher jetzt zu den Symptomen, die auf eine Enterozele hinweisen können. Dazu muss gesagt werden, dass diese sehr multifaktoriell sind und zunächst häufig schleichend auftreten. Meistens werden sie zu Beginn nicht einmal bemerkt. Mit der Zeit entsteht allerdings immer häufiger ein Schmerz beim Stuhlgang. Dabei kommt der Stuhl nicht raus, da irgendetwas den Darmausgang absperrt. Bei diesen oftmalig besonders langen Toilettengängen kann zwar eine geringe Stuhlmenge ausgepresst werden, jedoch sind diese Toilettengänge häufig nicht „erfolgreich“. Daher müssen die Patientinnen im Laufe des Tages sehr häufig auf die Toilette.

Bei einer Enterozele senkt sich der Beckenboden etwas ab und es entstehen Beckenbodenschmerzen und -schwächen sowohl proktologischer als auch gynäkologischer Natur. Besonders bei Belastung entsteht dadurch eine Schwierigkeit beim Halten von Urin. Generell sind die Symptome bei einer Enterozele sehr unterschiedlich und treten in unterschiedlichen Intensitäten auf.

Die Untersuchung

In manchen Fällen kann die Enterozele schon im After mit dem Finger ertastet werden, wenn die Patientin währenddessen presst. Man sieht die Enterozele aber auch im Ultraschall. Generell muss sich eine Patientin mit Verdacht auf eine Enterozele einer kompletten proktologischen Untersuchung unterziehen. Dies ist zwingend notwendig, da dieselben Symptome auch bei Darmkrebs auftreten, der bei dieser Untersuchung ausgeschlossen werden muss. Daher ist eine Darmspiegelung während der Untersuchung zwingend notwendig.

Um genau herauszufinden, was für die Probleme bei der Entleerung verantwortlich ist, ist ein dynamisches MRT zu empfehlen. Dabei werden Querschnittaufnahmen der Patientin aufgenommen, während sie den Darm entleert. Im Querschnitt kann dann gesehen werden, was zu diesen Entleerungsproblemen führt.

Behandlungsmöglichkeiten

Dadurch, dass die Enterozele selten allein auftritt und ein multifaktorielles Problem darstellt, wird zunächst mit allgemeinen Maßnahmen gestartet. In über 50 Prozent der Fälle tritt schon hierbei der erwünschte Erfolg ein. Doch was sind diese allgemeinen Maßnahmen?

Als Erstes sollte die Ernährung umgestellt werden. Dies ist notwendig, um einen weichen, gut geformten und gleitfähigen Stuhl zu ermöglichen. Weiter ist auch ein gezieltes Beckenbodentraining sehr wichtig. Hierbei wird der Beckenboden extrem stabilisiert und gelernt, wie man den Beckenboden entspannen kann, um den Stuhlgang zu erleichtern. Auch manche Entleerungshilfen können sehr hilfreich sein. Dazu gehören kleine Einläufe oder auch Entleerungszäpfchen, die zu einem besseren Stuhlgang beitragen. Wenn diese konservativen Therapien allerdings zu keinem Erfolg führen, muss operiert werden. Dabei gibt es verschiedene mögliche Methoden. Häufig wird aber der Mastdarm operativ gerafft und fixiert. Außerdem kann der untere Bereich des kleinen Beckens mittels eines Netzes verstärkt werden. Dadurch kann der Darmstempel nicht nach unten rutschen.

Wenn sie also selbst davon betroffen sind oder eine Frau kennen, die nach einer Gebärmutterentfernung Probleme bei der Entleerung hat, sollten sie oder diese Person definitiv einen Proktologen aufsuchen. Schämen sie sich nicht, sondern lassen sie sich helfen!

Auf meinem YouTube Kanal finden sie auch ein Video zum Thema Rektozele. Ich würde mich freuen, wenn sie auch dort einmal vorbeischauen würden.