Wundheilungsstörungen in der Proktologie!
-Dr. Eduard Karsten klärt auf!
Wenn eine Wunde nach einigen Wochen noch nicht verheilt ist, spricht man von einer Wundheilungsstörung. Erfahren Sie mehr dazu in meinem neuen YouTube Video!
Wundheilungsstörungen
Wunden, die nicht richtig oder verzögert heilen, sind ein Alptraum für jeden Patienten und Arzt. Besonders im Bereich der Proktologie, wo Eingriffe am Enddarm oder After durchgeführt werden, kann eine schlechte Wundheilung nicht nur schmerzhaft, sondern auch äußerst belastend sein. Obwohl Wundheilungsstörungen in der Proktologie nicht häufig auftreten, betrifft es dennoch 4-7% der Patienten, die sich einer Operation unterziehen. Diese Komplikation kann sowohl nach einer proktologischen Operation als auch infolge anderer Verletzungen oder Erkrankungen im Analbereich entstehen. In vielen Fällen suchen Patienten nach mehreren Wochen oder Monaten ärztlichen Rat, wenn sie feststellen, dass die Wunde einfach nicht heilt.
Was ist das und wie sehen diese Wunden aus?
Eine Wundheilungsstörung bezeichnet den Zustand, wenn eine Wunde – sei es durch eine Operation oder eine Verletzung verursacht – nach einer bestimmten Zeit nicht wie erwartet heilt. Eine normale Wundheilung sollte innerhalb weniger Wochen sichtbar voranschreiten. Wenn dies nicht der Fall ist, spricht man von einer Störung. Die Symptome können dabei sehr unterschiedlich sein, da jede Wunde anders reagiert. Manche Wunden zeigen deutliche Anzeichen einer Infektion: Sie sind gerötet, geschwollen, schmerzhaft und sondern Eiter oder unangenehm riechende Flüssigkeit ab. Andere Wunden können graue Beläge aufweisen oder sehr feucht und gereizt wirken. Auch Schwellungen oder Verhärtungen an den Wundrändern sind ein häufiges Symptom.
Es gibt jedoch auch Fälle, in denen die Wunde sauber und scheinbar gut gepflegt aussieht, aber dennoch nicht zuwächst. Hier kann die Granulation, das sogenannte „Füllgewebe“, welches die Wunde verschließt, einfach nicht ausreichend fortschreiten, sodass die Heilung stagniert. Bei Wundheilungsstörungen können sich sogar kleine Taschen im Gewebe bilden, in denen sich Sekret oder Stuhl ansammeln und so die Heilung weiter behindern. Wunden im Analbereich sind besonders problematisch, da dieser Bereich stark beansprucht wird und eine ständige Reizung durch Stuhlgang und Feuchtigkeit besteht.
Warum entsteht das und was kann man dagegen tun?
Die Ursachen für eine Wundheilungsstörung sind vielfältig und oft nicht leicht zu ermitteln. In vielen Fällen sind zugrundeliegende Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Übergewicht der Auslöser. Bei Diabetikern ist bekannt, dass die Wundheilung aufgrund der gestörten Blutzuckerregulation schlechter verläuft. Auch ein hohes Alter, Mangelernährung oder ein Vitaminmangel, insbesondere an Vitamin C, können die Wundheilung negativ beeinflussen. Menschen, die immunsuppressive Therapien erhalten, etwa aufgrund einer Autoimmunerkrankung oder nach einer Organtransplantation, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Wundheilungsstörungen. Weitere Risikofaktoren sind Stoffwechselerkrankungen, Lebererkrankungen sowie Rauchen.
Neben diesen systemischen Ursachen gibt es auch lokale Gründe, die die Heilung einer Wunde behindern können. Ein häufiger technischer Fehler während der Operation kann eine unzureichende Drainage der Wunde sein. Gerade im Proktologiebereich muss sich die Wunde nach außen hin vollständig öffnen können, damit sich das Gewebe korrekt erneuern kann. Wenn beispielsweise die Haut schneller wächst als die Schleimhaut im Inneren, kann die Wunde nach innen „eingekapselt“ werden, was zu chronischen Entzündungen und Heilungsverzögerungen führt. In solchen Fällen können sich auch Taschen bilden, in denen sich Stuhl oder Wundsekret ansammeln und die Wunde ständig reizen.
Die Behandlung einer Wundheilungsstörung richtet sich nach der Ursache. Zunächst müssen Grunderkrankungen wie Diabetes oder Leberprobleme in den Griff bekommen werden. Eine engmaschige Betreuung durch den Facharzt ist hier unabdingbar. Die Ernährung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Der Körper benötigt ausreichend Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe, um die Wunde heilen zu können. Eine einseitige Ernährung, bei der aus Angst vor schmerzhaftem Stuhlgang nur flüssige oder weiche Nahrung zu sich genommen wird, ist kontraproduktiv.
Die konsequente Wundpflege ist von entscheidender Bedeutung. Das regelmäßige Reinigen der Wunde, etwa durch Ausduschen, kann den Heilungsprozess unterstützen. Auch Salben können hilfreich sein, um den Heilungsprozess zu fördern, jedoch ersetzen sie nicht die grundlegende Wundpflege. In einigen Fällen, in denen die Wundheilung trotz aller Maßnahmen stagniert, kann es notwendig sein, die Wunde chirurgisch zu überarbeiten. Dabei wird die Wunde in Narkose erneut geöffnet, um die Heilung von Grund auf zu stimulieren.
Fazit
Wundheilungsstörungen in der Proktologie sind eine ernste, aber behandelbare Komplikation, die sowohl den Patienten als auch den behandelnden Arzt herausfordert. Eine Vielzahl von Faktoren, von Grunderkrankungen wie Diabetes über technische Fehler bei der Operation bis hin zu mangelnder Wundpflege, kann zu einer verzögerten Heilung führen. Umso wichtiger ist es, dass betroffene Patienten Geduld mitbringen und eine engmaschige Betreuung durch ihren Arzt in Anspruch nehmen.
Die richtige Ernährung, eine sorgfältige Wundpflege und das frühzeitige Erkennen von Komplikationen sind entscheidend für eine erfolgreiche Heilung. Zwar gibt es keine Wundercremes, die eine schnelle Heilung garantieren, doch durch die Einhaltung der grundlegenden Behandlungsansätze kann der Heilungsprozess nachhaltig unterstützt werden. Sollte die Wunde trotz aller Maßnahmen nicht heilen, gibt es immer noch die Möglichkeit, durch einen weiteren chirurgischen Eingriff den Heilungsprozess neu zu starten. Mit Geduld, guter Pflege und fachkundiger Betreuung kann eine Wundheilungsstörung erfolgreich überwunden werden.
Auf meinem YouTube Kanal finden sie auch ein Video zum Thema „Toilettenetikette“. Ich würde mich freuen, wenn sie auch dort einmal vorbeischauen würden.