Wie wird ein Reizdarm diagnostiziert? Alles, was man wissen muss!
-Dr. Eduard Karsten klärt auf!
Viele Patienten klagen über einen Reizdarm, obwohl sie keinen haben. Wie wird der Reizdarm diagnostiziert und was kann sonst noch hinter den Symptomen stecken? Erfahren Sie mehr dazu in meinem neuen YouTube Video!
Reizdarm
Reizdarm, auch als Reizdarmsyndrom (RDS) bekannt, ist eine Erkrankung, die oft mit Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung einhergeht. Viele Patienten leiden unter diesen Symptomen, jedoch wird die Diagnose „Reizdarm“ häufig voreilig gestellt. Tatsächlich ist das Reizdarmsyndrom seltener, als man denkt. In vielen Fällen steckt eine andere Erkrankung oder Funktionsstörung hinter den Beschwerden. Deshalb ist es essenziell, die richtige Diagnose zu stellen und nicht sofort von einem Reizdarm auszugehen.
Basisdiagnostik
Der erste Schritt bei Verdauungsbeschwerden führt in der Regel zum Hausarzt oder Internisten. Einegründliche Anamnese ist der Ausgangspunkt jeder Diagnose. Der Arzt oder die Ärztin muss eine ausführliche Krankengeschichte erheben, um herauszufinden, wann die Symptome begonnen haben und in welchen Situationen sie auftreten. Bereits durch gezielte Fragen kann der Arzt erste Hinweise erhalten, welche Ursachen hinter den Beschwerden stecken könnten.
Neben der Anamnese sind auch körperliche Untersuchungen von großer Bedeutung. Dazu gehört das Abtasten des Bauches, um mögliche Schwellungen, Schmerzen oder ungewöhnliche Spannungen zu erkennen. Eine Tastuntersuchung des Afters (rektale Untersuchung) kann ebenfalls notwendig sein, um Erkrankungen im Bereich des Enddarms auszuschließen.
Ein weiteres Standardverfahren ist der Ultraschall. Heutzutage verfügt fast jede hausärztliche Praxis über ein Ultraschallgerät, mit dem man die inneren Organe, wie die Gallenblase, Leber oder Bauchspeicheldrüse, untersuchen kann. Der Ultraschall kann Entzündungen oder strukturelle Auffälligkeiten sichtbar machen, die zu den Symptomen führen könnten.
Ein wichtiger Bestandteil der Basisdiagnostik ist auch die Blutuntersuchung. Hierbei wird das Blutbild untersucht, um Hinweise auf Entzündungen, Infektionen oder Stoffwechselstörungen zu erhalten.
Stuhluntersuchungen dürfen bei Verdauungsbeschwerden nicht fehlen. Dabei wird der Stuhl auf schädliche Bakterien oder Viren untersucht, um Infektionen auszuschließen. Ein wichtiger Marker in der Stuhldiagnostik ist das fäkale Calprotectin, das eine Entzündung im Darm anzeigen kann. Wenn der Calprotectin-Wert erhöht ist, handelt es sich wahrscheinlich nicht um einen Reizdarm, sondern um eine entzündliche Darmerkrankung, die einer anderen Behandlung bedarf. Auch die Pankreas-Elastase, ein Marker für die Funktion der Bauchspeicheldrüse, kann im Stuhl gemessen werden. Dieser einfache Test kann wertvolle Hinweise auf eine mögliche Fehlfunktion der Bauchspeicheldrüse liefern.
spezifische Diagnostik
Wenn die Basisdiagnostik keine eindeutigen Ergebnisse liefert und weiterhin Verdacht auf einen Reizdarm besteht, sind weiterführende Untersuchungen erforderlich. In diesem Fall sollten die Patienten an einen Gastroenterologen überwiesen werden, der sich auf Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts spezialisiert hat.
Eine der wichtigsten spezifischen Untersuchungen ist die Magen- und Darmspiegelung (Gastroskopie und Koloskopie). Diese endoskopischen Verfahren ermöglichen es dem Arzt, die Schleimhäute von Magen und Darm direkt zu betrachten und Auffälligkeiten, wie Entzündungen, Polypen oder Geschwüre, zu erkennen. Bei der Darmspiegelung kann der Arzt zudem Proben (Biopsien) entnehmen, die anschließend unter dem Mikroskop untersucht werden. Auf diese Weise können Erkrankungen diagnostiziert werden, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, wie zum Beispiel mikroskopische Darmentzündungen.
Zusätzlich können spezifische Atemtests durchgeführt werden, um Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu diagnostizieren. Ein häufig durchgeführter Test ist der Laktose- und Fruktose-Atemtest, der zeigt, ob der Patient diese Zuckerarten schlecht verdauen kann. Eine Laktoseintoleranz kann Symptome wie Blähungen und Durchfall verursachen, die oft fälschlicherweise als Reizdarm interpretiert werden.
Ein weiterer wichtiger Test ist die Bestimmung von Zöliakie-Antikörpern im Blut. Zöliakie, eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten, kann ähnliche Symptome wie ein Reizdarm verursachen. Wenn diese Antikörper im Blut nachgewiesen werden, deutet dies auf eine Zöliakie hin, die eine spezielle Diät erfordert.
Patienten, die hauptsächlich an Verstopfung leiden oder das Gefühl einer Blockade haben, sollten zusätzlich bei einem Proktologen vorgestellt werden. Hier können Erkrankungen im Bereich des Enddarms oder des Beckenbodens, die die Stuhlentleerung behindern, diagnostiziert werden.

Fazit
Die Diagnose „Reizdarm“ sollte nicht leichtfertig gestellt werden. Erst wenn alle Basis- und Spezialuntersuchungen ohne Befund sind, kann man davon ausgehen, dass ein Reizdarm vorliegt. Es ist wichtig, dass diese Patienten eine besondere Behandlung erhalten, da der Reizdarm nicht nur die Lebensqualität stark beeinträchtigen kann, sondern auch eine andere therapeutische Herangehensweise erfordert.
In jedem Fall ist es entscheidend, dass bei Verdauungsbeschwerden eine gründliche Diagnostik durchgeführt wird. Oft steckt hinter den Symptomen eine behandelbare Erkrankung, die mit den richtigen Tests erkannt werden kann. Die Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Internisten und Gastroenterologen ist hierbei essenziell, um die Beschwerden der Patienten gezielt zu lindern und die Ursache zu behandeln.
Wer an anhaltenden Verdauungsproblemen leidet, sollte sich nicht mit einer schnellen Diagnose „Reizdarm“ zufrieden geben, sondern eine umfassende Abklärung fordern. Nur so kann sichergestellt werden, dass keine ernsthafte Erkrankung übersehen wird und die richtige Therapie eingeleitet wird.
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