Whitehead-Anus: Wenn eine veraltete Operation zur lebenslangen Belastung wird | Darmpraxis Wuppertal

Whitehead-Anus: Wenn eine veraltete Operation zur lebenslangen Belastung wird

-Dr. Eduard Karsten klärt auf!

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Ein Patient aus dem Ausland suchte unsere Praxis auf, der über starke Blutungen nach einer Hämorrhoiden-Operation klagte. Erfahren Sie in meinem neuen Video, um welche Operation es sich handelt und warum diese in Europa nicht mehr durchgeführt wird.

Das leidige Thema Hämorrhoiden

Hämorrhoiden sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft, oft jedoch aus Scham verschwiegen wird. Diese Erkrankung kann stark belastend sein und zu erheblichen Beschwerden führen, die das tägliche Leben einschränken. In schweren Fällen ist eine chirurgische Behandlung notwendig, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Doch was passiert, wenn eine solche Operation nicht nur keinen Erfolg bringt, sondern das Leben des Patienten dramatisch verschlechtert? Leider kommt es in seltenen Fällen vor, dass veraltete Operationsmethoden angewendet werden, die massive Komplikationen verursachen können. Ein tragisches Beispiel dafür ist der sogenannte Whitehead-Anus, eine veraltete und gefährliche chirurgische Technik, die heutzutage in Europa längst nicht mehr praktiziert wird.

Geschichte eines Patienten

Vor einigen Zeit betrat ein Patient aus dem Ausland die Praxis. Er war verzweifelt und berichtete von einer Hämorrhoiden-Operation, die er vor etwa einem Jahr hatte durchführen lassen. Seitdem litt er unter starken, anhaltenden Blutungen und erheblichen Schmerzen. Die Beschwerden waren so gravierend, dass sie sein tägliches Leben erheblich beeinträchtigten und ihn schließlich dazu veranlassten, medizinische Hilfe in Deutschland zu suchen.

Der Patient stellte sich mit einem akuten Analprolaps vor, einer schmerzhaften Erkrankung, bei der das Hämorrhoidalgewebe durch starkes Pressen, oft bedingt durch Verstopfung, aus dem Anus herausgedrückt wird. In der Klinik, in der er operiert wurde, entschied man sich für einen radikalen Ansatz: Das gesamte geschwollene Gewebe wurde entfernt. Auf den ersten Blick mag diese Methode effektiv und elegant erscheinen, doch für den Patienten begann damit ein Albtraum. Die Entfernung des gesamten Hämorrhoidalgewebes führte zu einer offenen Wunde im Analkanal, die seitdem nicht verheilen konnte. Die anhaltenden Blutungen und die massiven Schmerzen waren die Folge einer schweren Wundheilungsstörung. Zudem war die Funktionalität des Afters stark eingeschränkt, was das Leben des Patienten weiter erschwerte.

Whitehead-Anus

Der Begriff „Whitehead-Anus“ bezieht sich auf eine Operation, die von dem britischen Chirurgen Whitehead im Jahr 1882 beschrieben wurde. Ziel dieser Methode war es, das gesamte Hämorrhoidalgewebe radikal zu entfernen. Zu jener Zeit galt diese Technik als fortschrittlich, doch bald stellte sich heraus, dass die Konsequenzen dieser radikalen Herangehensweise gravierend waren. Die Patienten litten unter massiven Komplikationen, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigten.

Der Whitehead-Anus entsteht, wenn das gesamte Hämorrhoidalgewebe sowie die anale Haut und Teile der Schleimhaut des unteren Mastdarms entfernt werden. Dieses Gewebe hat jedoch eine wichtige Funktion: Es hilft dabei, den Anus luftdicht abzudichten und trägt zur Kontinenz bei. Wird es vollständig entfernt, bleibt eine Lücke zurück, die zu Inkontinenz führen kann, selbst wenn der Schließmuskel intakt bleibt. Zudem verschlechtert sich die Durchblutung im betroffenen Bereich drastisch, was die Wundheilung erheblich beeinträchtigt. Die Folge sind langanhaltende offene Wunden, die zu chronischen Schmerzen und anhaltenden Blutungen führen. Aufgrund dieser schwerwiegenden Komplikationen wird diese Art der Operation in Europa seit Jahrzehnten nicht mehr durchgeführt und ist heute nur noch in den Geschichtsbüchern der Medizin zu finden.

Im vorliegenden Fall war die Entscheidung der Ärzte, eine so radikale Entfernung des Hämorrhoidalgewebes durchzuführen, nicht nur unangemessen, sondern auch gefährlich. Der Patient leidet nun unter den Folgen einer Operation, die nicht den modernen medizinischen Standards entspricht und die in ihrer Radikalität nicht erforderlich war. Statt eine konservative Therapie zu wählen, die in solchen Fällen zunächst angezeigt ist, wurde eine veraltete Methode angewendet, die dem Patienten schweres Leid zufügt.

Fazit

Dieser Fall verdeutlicht eindrücklich, wie wichtig es ist, bei proktologischen Problemen spezialisierte Fachärzte aufzusuchen, die über die nötige Erfahrung und das Wissen verfügen, um die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten. Proktologie ist ein sensibles Gebiet, das tiefgreifendes Fachwissen erfordert. Allgemeinchirurgische Eingriffe ohne spezialisierte Kenntnisse können zu schwerwiegenden Komplikationen führen, wie der tragische Fall des Whitehead-Anus zeigt.

Die Anwendung veralteter und radikaler Operationstechniken wie der Whitehead-Operation ist nicht nur nicht erforderlich, sondern auch gefährlich. Moderne Medizin setzt auf schonende, konservative Behandlungen und minimalinvasive Eingriffe, die das Risiko von Komplikationen minimieren und die Heilungschancen maximieren. Der vorliegende Fall ist ein warnendes Beispiel dafür, dass medizinische Entscheidungen gut überlegt und stets im besten Interesse des Patienten getroffen werden müssen.

Für Patienten, die unter proktologischen Beschwerden leiden, ist es daher ratsam, sich an erfahrene Fachärzte zu wenden, die sich auf dieses Gebiet spezialisiert haben. Auf diese Weise können Risiken minimiert und die bestmöglichen Behandlungsergebnisse erzielt werden. Der Whitehead-Anus ist ein Relikt der Medizingeschichte, und es sollte alles daran gesetzt werden, dass solche Fehlbehandlungen in der heutigen Zeit nicht mehr vorkommen.

Auf meinem YouTube Kanal finden sie auch ein Video zum Thema „Toilettenetikette“. Ich würde mich freuen, wenn sie auch dort einmal vorbeischauen würden.