Analkrebs: Symptome früh erkennen, Risiken vermeiden und richtig handeln
-Dr. Eduard Karsten klärt auf!
Analkrebs ist eine ernsthafte Erkrankung, die durch eine Vielzahl von Risikofaktoren beeinflusst wird. Welche sind das und was kann man tun, um das Risiko für Analkrebs zu minimieren? Erfahren Sie mehr dazu in meinem neuen YouTube Video!
Was ist Analkrebs?
Analkrebs ist eine seltene, aber ernstzunehmende Krebserkrankung, die den Analkanal und das umliegende Gewebe betrifft. In Deutschland liegt die jährliche Inzidenz bei etwa vier bis fünf Fällen pro 100.000 Einwohner – mit steigender Tendenz. Obwohl die Erkrankung im Vergleich zu anderen Krebsarten wie Darm- oder Lungenkrebs deutlich seltener ist, darf sie nicht unterschätzt werden. Denn: Die Zahl der Betroffenen steigt, insbesondere in Risikogruppen.
Die Erkrankung betrifft vor allem das Plattenepithel, also die Zellen, die den Analkanal auskleiden. Der häufigste Tumor ist das sogenannte Plattenepithelkarzinom. Die genauen Ursachen für die Entstehung von Analkrebs sind noch nicht vollständig geklärt, aber es gibt eine Reihe gut erforschter Risikofaktoren, auf die wir später genauer eingehen.
Frühzeitig erkannt, lässt sich Analkrebs in vielen Fällen gut behandeln. Moderne Therapiemethoden und ein konsequentes Nachsorgeprogramm verbessern die Prognose deutlich.
Risikofaktoren und Symptome
Die wichtigste bekannte Ursache für Analkrebs ist die Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV). Vor allem die Hochrisikotypen HPV 16 und 18 gelten als besonders gefährlich, da sie nicht nur Analkrebs, sondern auch Gebärmutterhalskrebs auslösen können. HPV wird vor allem sexuell übertragen, weshalb die Durchseuchung in der Bevölkerung sehr hoch ist.
Weitere bedeutende Risikofaktoren sind:
- Immunsuppression (z. B. bei HIV-Infektion, Organtransplantation oder immunsuppressiver Therapie)
- Rauchen, das das Risiko für zahlreiche Krebsarten – darunter auch Analkrebs – erhöht
- Bestimmte Sexualpraktiken, insbesondere bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM)
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, etwa Morbus Crohn, die mit dauerhaften Entzündungen im Analbereich einhergehen
Typische Symptome von Analkrebs
Die Symptome von Analkrebs sind oft unspezifisch und werden daher zunächst nicht richtig eingeordnet. Folgende Anzeichen sollten jedoch unbedingt ärztlich abgeklärt werden:
- Blut im Stuhl oder beim Abwischen (hell oder dunkel, ggf. mit Schleim)
- Starke Schmerzen im Analbereich, insbesondere beim Sitzen oder Stuhlgang
- Nicht heilende Wunden oder Knoten am After
- Juckreiz oder nässender Ausfluss im Analbereich
Gerade wenn eine vermeintliche Analfissur nicht heilt oder sich verdächtige Hautveränderungen zeigen, sollte eine Gewebeprobe (Biopsie) zur Abklärung entnommen werden.
Therapie, Prävention und Nachsorge
Die Behandlung von Analkrebs hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Frühstadien (Vorstufen oder sogenannte Präkarzinome) können oft lokal behandelt oder entfernt werden. Liegt bereits ein Karzinom vor, erfolgt ein sogenanntes Staging, bei dem Ausbreitung, Größe und mögliche Metastasen des Tumors abgeklärt werden. Dazu gehören bildgebende Verfahren, Darmspiegelungen und ggf. Gewebeuntersuchungen.
Behandlungsmöglichkeiten
Je nach Tumorgröße und -lage kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz:
- Chirurgische Entfernung: Besonders bei kleineren Tumoren oder gut zugänglichen Bereichen.
- Radiochemotherapie: Eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie, die sich besonders bei Plattenepithelkarzinomen als sehr effektiv erwiesen hat.
- Immuntherapie: Neuere Ansätze setzen auf die Stärkung des Immunsystems, um Tumorzellen gezielt zu bekämpfen. Diese Methode ist vielversprechend und ergänzt herkömmliche Therapien.
Nachsorge – entscheidend für den Therapieerfolg
Nach erfolgreicher Behandlung ist eine regelmäßige Nachsorge essenziell, um ein Wiederauftreten (Rezidiv) frühzeitig zu erkennen. Gerade weil das verursachende HPV-Virus im Körper verbleiben kann, ist eine engmaschige Kontrolle wichtig – insbesondere in den ersten drei bis fünf Jahren.
Empfohlen werden:
- Alle 3–6 Monate eine körperliche Untersuchung beim Proktologen
- High-Definition-Anoskopie (hochauflösende Spiegelung) zur frühzeitigen Erkennung von Gewebeveränderungen
- Jährliche Hautkrebsvorsorge beim Dermatologen, da das Plattenepithelkarzinom auch ein Hauttumor ist
Die hochauflösende Anoskopie ist aktuell nur in spezialisierten Zentren verfügbar und wird nicht von allen Krankenkassen übernommen. In solchen Fällen ist eine Überweisung an entsprechende Fachzentren möglich.
Prävention: Impfen, Nichtrauchen, regelmäßige Vorsorge
Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung ist die HPV-Impfung. Sie wird in Deutschland mittlerweile flächendeckend bei Jungen und Mädchen im Jugendalter angeboten. Doch auch Erwachsene, insbesondere Risikogruppen wie MSM oder HIV-positive Personen, können davon profitieren.
Weitere wichtige Präventionsmaßnahmen:
- Verzicht auf Nikotin
- Gesunde Ernährung und Bewegung
- Regelmäßige proktologische Kontrolluntersuchungen, vor allem bei bekanntem Risiko

Fazit
Analkrebs ist eine seltene, aber ernsthafte Erkrankung mit steigender Tendenz. Dank moderner Behandlungsmethoden und verbesserter Früherkennung bestehen heute gute Heilungschancen – vorausgesetzt, die Erkrankung wird rechtzeitig erkannt.
Wer zu einer Risikogruppe gehört oder typische Symptome beobachtet, sollte sich nicht scheuen, einen spezialisierten Arzt – etwa einen Proktologen – aufzusuchen. Eine einfache Untersuchung kann lebensrettend sein.
Auch in der Vorsorge kann jeder selbst aktiv werden: durch Impfung, gesunden Lebensstil und regelmäßige Check-ups. So lassen sich viele Fälle von Analkrebs vermeiden oder frühzeitig entdecken.
Auf meinem YouTube Kanal finden sie auch ein Video zum Thema „Toilettenetikette“. Ich würde mich freuen, wenn sie auch dort einmal vorbeischauen würden.